50 Jahre Deutsche Brau-Kooperation
Gemeinsam sind wir stark
Langjährige Zusammenarbeit und persönlicher Austausch prägen die Partnerschaften der Freien Brauer zu ihren Lieferanten und Geschäftspartnern. In zwei Podiumsdiskussionen, durch die Dieter Klenk und Lucia Baier führten, ging es um Herausforderungen und Chancen in der Zusammenarbeit mit Lieferpartnern für die Rohstoffe und den Partnern in der Vermarktung.
In der Gesprächsrunde zum Thema Rohstoffe wurde klar, dass besonders die Wertschätzung für das Produkt und somit auch für die eingesetzten Rohstoffe die Zusammenarbeit prägt. Die Seite der Rohstoffe vertraten in der Diskussion Walter König für den Braugersten-Gemeinschaft e.V., Dr. Johann Pichlmair für den Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V. und Stefan Soiné für den Deutschen Mälzerbund e.V.. Aus den Reihen der Freien Brauer gaben Johannes Ehrnperger von der Neumarkter Lammsbräu, Max Spielmann von der Weldebräu und Niklas Zötler von der Privat-Brauerei-Zötler ihre Einschätzung zu dem Thema. Eine Chance sahen alle darin, dass die Wertanmutung des Produktes Bier bei den Verbrauchern steigt. Max Spielmann machte klar, dass man die regionalen Strukturen für mehr Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette als Alleinstellungsmerkmal nutzen sollte, um so den Weg vom Korn ins Glas für den Verbraucher darzustellen. Er wies dabei vor allem auf die heutigen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung über das Smartphone hin und sah hier großes Potential für die Gesellschafter der Freien Brauer, sich zu positionieren. Auch das Thema Vielfalt lag sowohl den Lieferanten, als auch den Freien Brauern am Herzen. Stefan Soiné appellierte an die Gesellschafter sich auch bei Thema Malz mehr mit Sortenvielfalt zu befassen und hier ähnlich wie beim Hopfen die Angebotsvielfalt zu nutzen.
In der Diskussionsrunde mit dem Thema Vermarktung vertraten Heiner Müller vom Einkaufsring der Deutschen Getränkemärkte, Ralf Schlüter von der REWE Group und Andreas Vogel von der GEVA die Seite der Vermarktungspartner, während Jürgen Nordmann von der Störtebeker Braumanufaktur, Sebastian B. Priller von der Brauerei S. Riegele und Nicolaus Wagner von der Rosenbrauerei Pößneck aus Sicht der Brauereien sprachen. Sebastian Priller machte deutlich, dass Die Freien Brauern mit einem guten Sortiment, Authentizität und Herkunft sowie einem gewissen Gegenpol zu großen Konzernen genau das liefern können, was der Verbraucher sich im LEH und Getränkehandel wünscht. Mit den Themen Regionalität, Umwelt und Tradition müssten die Gesellschafter nach Einschätzung von Heiner Müller auf einer Erfolgswelle reiten. Ralf Schlüter machte dennoch deutlich, dass es besonders bei Vermarktung, Gebindegrößen und Packaging noch Optimierungsbedarf gibt. Natürlich spielte auch das Thema Individualflaschen und Mehrweg in der Runde eine Rolle und wurde von Ralf Schlüter gut zusammengefasst: „So viel Individualität wie nötig und so viel Pool-Gedanke wie möglich.“ Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass es hier in Zukunft Handlungsbedarf mit großen Herausforderungen gibt.
Über beiden Diskussionsrunden, den verschiedenen Aspekten und Ansichten, schwebte immer wieder das Thema Kommunikation und offener Austausch zwischen Partnern und Gesellschaftern, der bisher sehr geschätzt wurde und in Zukunft weiter ausgebaut werden soll.
Von Mauerfall bis Digitalisierung
Herr Prof. Dr. Norbert Lammert spannte in seiner Festrede den Bogen von der Wiedervereinigung und dem Mauerfall, deren Ereignisse in diesem Jahr ebenfalls Jubiläum feiern, bis zur heutigen Zeit und der damit verbundenen Globalisierung. Er stellte dabei die Besonderheiten eines Werteverbunds wie dem der Freien Brauer heraus, dessen Format der Zusammenarbeit es historisch so noch nicht gegeben hat. Einen besonderen Fokus legte der Präsident des Deutschen Bundestages auf das Thema Digitalisierung, dessen Wandel analog zur Globalisierung läuft und die Wirtschaft vor neue Herausforderungen stellt. Prof. Dr. Norbert Lammert beendet seine Rede mit einem Appell an die Gesellschafter: „Das, was Ihnen wichtig ist, an Stellen, an denen Sie Einfluss nehmen können, auch besser in beide Hände nehmen, als es durch noch so gut gemeinte Abstinenz anderen zu überlassen, die damit ebenfalls Perspektiven eher blockieren als eröffnen, die wir für die Verfolgung unserer ureigenen internen Anliegen ganz sicher gemeinsam brauchen.“
Über Die Freien Brauer
Die Vielfalt der Bierkultur hat Tradition in Europa. Sie zu erhalten, ist das Ziel der Freien Brauer, einem Zusammenschluss von 40 führenden, unabhängigen Familienbrauereien in Deutschland, Österreich und Luxemburg. Die Traditionshäuser mit ihren zahlreichen Bierspezialitäten sind wichtige Garanten für die Biervielfalt in ihren Ländern. Mit ihrem Engagement in Kultur und Sport tragen sie dazu bei, dass ihre Heimatregion für Einheimische und Besucher attraktiv bleibt. Darüber hinaus sind sie beispielsweise als Arbeitgeber und Ausbildungsstätte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor an ihrem Standort. Die Gesellschafter der Freien Brauer arbeiten bereits seit 1969 in der vormals Deutschen Brau-Kooperation zusammen. Die Freien Brauer verstehen sich als der führende Verbund unabhängiger Familienbrauereien. Die Tätigkeiten der Freien Brauer konzentrieren sich insbesondere auf den gemeinsamen Einkauf, den Erfahrungsaustausch der mittelständischen Familienbrauereien, die gemeinsame Entwicklung oder die gemeinsame Planung von Abfüll- und Logistikkonzepten. Darüber hinaus bieten Die Freien Brauer verschiedene Dienstleistungen im Versicherungsbereich an. Weitere Betätigungsfelder sind gemeinsame Schulungen und Seminare sowie die Realisierung von Vertriebskonzepten.
Ein Blick in die Geschichte
Deutschland ist unbestritten eine der großen Biernationen der Welt, seit Hunderten von Jahren geprägt durch Tradition, Vielfalt und starke Marken vieler nach wie vor inhabergeführten Brauereien. In den sechziger Jahren wurde der nationale Biermarkt mit grundlegenden Änderungen, wie in vielen anderen Segmenten der Konsumgütergemeinschaft, konfrontiert. Zuvor eher regional agierende Brauereien wuchsen durch nationale, teilweise internationale, Expansion zu bekannten Marken heran, konnten deutschlandweit erworben werden und avancierten so zu Wettbewerbern regionaler Familienbrauereien im Kampf um Regalplätze und Listungen in der Gastronomie. Damit einher ging bei vielen nationalen Marken auch ein Verlust von charaktervollen Aromaprofilen, um den nationalen Geschmack von Nord nach Süd zu treffen; Gelingsicherheit, Standardisierung des Brauprozess und des Rohstoffeinkaufs waren weitere Themen der Branchenagenda. Zudem waren die Jahre zuvor im Wesentlichen noch durch Knappheit und trotzdem Wachstum aus dem Wirtschaftswunder geprägt, notierte man in vielen Segmenten Ende der sechziger Jahre erstmals eine Stagnation und eine deutliche Hinwendung zu Marken. Umstände, die zur Gründung der Deutschen Brau-Kooperation 1969, also vor 50 Jahren, führte.