Im Schatten der Kastanienbäume: die Tradition des Biergartens

Die warmen Sonnenstrahlen scheinen durch die Blätter der Kastanienbäume, während das Klirren von Maßkrügen und der Duft von frisch gebackenen Brezen in der Luft liegt. Was gibt es Schöneres als einen entspannten Abend mit Freunden oder Kollegen und einem kalten Bier in der Hand? Ein weiteres Highlight: Man darf sogar seine eigene Brotzeit mitbringen. Der Biergarten ist weltweit bekannt, aber woher stammt eigentlich dieser Brauch?

Die Geburtsstunde des Biergartens

Im 19. Jahrhundert wurden in München die ersten Biergärten ins Leben gerufen, da das damals vorwiegend untergärige Bier aufgrund der benötigten Gärungstemperatur nur in den Wintermonaten produziert werden konnte. Um das Bier auch im Sommer lagern zu können, legten Münchner Brauer tiefe Bierkeller in den Flussterrassen der Isar an. Zur weiteren Abkühlung des Lagers wurde Kies auf den Boden gestreut und Kastanienbäume gepflanzt, die im Sommer Schatten spendeten. Bald darauf wurden unter diesen Bäumen einfache Tische und Bänke aufgestellt, die schnell zu einem beliebten Ausflugsziel der Münchner wurden. Die Gastwirtschaften waren jedoch weniger erfreut über diese Konkurrenz, und um diese zu besänftigen, verbot König Maximilian I. am 4. Januar 1812 den Bierkellern das Abreichen von Speisen und anderen Getränken. Somit musste jeder, der sein Bier im Schatten der Kastanien genießen wollte, seine eigene Brotzeit mitbringen. So entstand der traditionelle Biergarten, der heute ein wichtiger Bestandteil der bayrischen Kultur und ein beliebter Treffpunkt ist.

Bayerische Biergartenverordnung und Biergartenrevolution

Ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte der Biergärten in Bayern war die sogenannte „Biergartenrevolution“ im Jahr 1999. Den einen war es zu laut, die anderen wollten sich nicht sagen lassen, wann sie heimgehen sollen. Am Ende einigte man sich, nach langem Hin und Her, auf eine Sperrstunde um 23 Uhr. Damals verabschiedete die bayerische Regierung auch die „Bayerische Biergartenverordnung“, die unter anderem vorsah, dass in Biergärten Speisen und Getränke von außerhalb mitgebracht werden durften. Dies führte dazu, dass immer mehr Besucher ihre Speisen und Getränke selbst dabeihatten und somit nicht mehr auf die Angebote im Biergarten zurückgriffen. Die neue Regelung stieß bei den Biergartenwirten auf Unmut, da sie Umsatzeinbußen befürchteten. Die Biergartenrevolution war jedoch nicht nur von Konflikten geprägt, sondern führte auch zu einer Neuausrichtung der Biergartenkultur, die sich bis heute weiterentwickelt.

Wie steht es heute um die Biergärten?

Heutzutage erfreuen sich Biergärten im traditionellen Sinn immer noch größter Beliebtheit. Immer mehr Gastwirte in ganz Deutschland errichten ihre Biergärten nach dem Vorbild des ursprünglich bayerischen Biergartens. Es wird von autarken Schankanlagen im Außenbereich des Gastronomiebetriebs Bier in Maßkrügen ausgeschenkt, das die Gäste traditionsgemäß unter schattenspendenden Kastanienbäumen genießen. Dabei können sich die Gäste verschiedene bayerische Schmankerl vor Ort kaufen oder ihre mitgebrachte Brotzeit verzehren. Die traditionelle bayerische Küche und natürlich das Bier sind ein wichtiger Bestandteil des Biergartens und machen ihn zu einem bedeutenden Teil der bayerischen Lebensart. Für viele ist der Biergarten heute aber mehr als nur ein nettes Ausflugsziel am Wochenende. Er ist ein Ort der Tiefenentspannung, des Stressabbaus und der Glückseligkeit.