Von der Theorie in die Praxis: Ausbildung Brauer/in und Mälzer/in

Die Brauwirtschaft ist eine der wichtigsten Branchen der Lebensmittelindustrie und bietet zahlreichen Menschen mit vielfältigen Qualifikationen attraktive Karrieremöglichkeiten. Ein zentraler Bestandteil dieser Branche ist das Reinheitsgebot, das älteste Lebensmittelgesetz der Welt. Die Einhaltung dieses Gebots obliegt unter anderem Brauer/in und Mälzer/in, die für die Herstellung von Bier und Biermischgetränken sowie alkoholfreien Getränken verantwortlich sind. Wir stellen euch die Ausbildung Brauer/in und Mälzer/in genauer vor.

Die Berufe Brauer/in und Mälzer/in erfordern eine Doppelausbildung, da beide Handwerke eng miteinander verbunden sind. Der Brauprozess beginnt mit der Auswahl des Malzes, bei der Braumeister oder die Braumeisterin und Mälzer oder die Mälzerin gemeinsam entscheiden, welches Malz für das gewünschte Bier am besten geeignet ist. Die Ausbildung Brauer/in und Mälzer/in vermittelt daher ein breites Fachwissen und praktische Erfahrungen in beiden Bereichen.

Dauer, Voraussetzung und Ablauf

Die Ausbildung Brauer/in und Mälzer/in beginnt üblicherweise am 1. September und dauert in der Regel drei Jahre, kann aber je nach Abschluss verkürzt werden. Ein Hauptschulabschluss mit Berufsreife wird vorausgesetzt und bestimmte persönliche Eigenschaften wie technisches Verständnis, schnelle Beobachtungsgabe, Konzentration, Flexibilität, selbstständiges Denken und Teamfähigkeit sind erwünscht. Die Ausbildung erfolgt nach dem dualen System, mit praktischer Ausbildung in Brauereien und Mälzereien sowie Blockunterricht in der Brauerberufsschule. Die Auszubildenden erlernen verschiedene praktische Fertigkeiten und durchlaufen alle Abteilungen der Brauerei, um den gesamten Brauprozess zu verstehen und zu beherrschen. Die Gesellenprüfung wird in zwei Teilen abgelegt, wobei der zweite Teil am Ende der Ausbildung erfolgt. Die Prüfung wird von den Handwerkskammern (HWK) oder den Industrie- und Handelskammern (IHK) abgenommen, je nachdem welcher Kammer der Betrieb angehört.

Welche Inhalte werden gelehrt?

Die Ausbildung beinhaltet einen Fokus auf Mathematik, Chemie und Biologie, die für verschiedene Aspekte des Brauens relevant sind, wie die Berechnung der Hopfenzugabe, das Verständnis chemischer Abläufe sowie die Zusammenhänge biologischer Vorgänge bei der Bierherstellung. Neben diesen Schulfächern werden auch die einzelnen Brauprozesse wie das Mälzen, Maischen und Läutern, die Würzeherstellung, Gärung, Lagerung und Filtration unterrichtet. Die Rohstofflehre ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, der Auszubildenden vermittelt, wie sie die Qualität von Rohstoffen, Hilfsstoffen und Betriebsmitteln prüfen und bewerten können. Auch die Nutzung von Maschinen und die technische Infrastruktur sind Teil der Lehrinhalte, einschließlich Wartung, Regelung und Sicherheitsüberprüfungen. Themen wie Gesundheits- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit in der Braubranche sind ebenfalls Bestandteile der Ausbildung. Da viele Brauereien auch Erfrischungsgetränke herstellen, werden auch Besonderheiten bei der Herstellung dieser Getränke, wie Saftschorlen oder Limonaden, gelehrt.

Die Wahl des Ausbildungsbetriebs
Bevor die Ausbildung beginnt, ist es wichtig, einen passenden Betrieb zu finden, der den persönlichen Vorstellungen entspricht. Dabei sollte zunächst überlegt werden, welche Größe die Brauerei haben sollte, da dies Einfluss auf die Art des Brauens und die Verantwortlichkeiten des Auszubildenden hat. Kleinere Brauereien bieten oft eine handwerklichere Atmosphäre und mehr Verantwortung, während größere Brauereien technischere Abläufe und eine größere Produktion haben. Das Sortiment der Brauerei ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs, da unterschiedliche Bierstile gebraut werden können. Es ist ratsam, sich über Websites oder Brauereiführungen ein genaues Bild von potenziellen Betrieben zu machen.

Was verdient man in der Ausbildung als Brauer/in und Mälzer/in?

Die Ausbildungsvergütungen variieren je nach Bundesland, Standort, Brauereigröße und Ausbildungsjahr. Im ersten Jahr kann die Vergütung bei ca. 900 Euro liegen, im dritten Jahr bei ca. 1.200 Euro. Nach Abschluss der Prüfung und etwas Berufserfahrung liegt das Einstiegsgehalt bei etwa 3.500 Euro. Mit zunehmender Berufserfahrung und weiterer Qualifikation können die Verdienstmöglichkeiten dann weiter steigen.

Nicht nur Männersache

Die einst von Männern dominierte Braubranche erfährt zunehmend das Interesse und die Beteiligung von Frauen. Früher waren Brauereileitungen fest in männlicher Hand, doch heute führen Frauen Traditionsbrauereien in Deutschland erfolgreich in die nächste Generation. Historisch gesehen war das Brauen vor der Ära der Klosterbrauereien hauptsächlich Frauensache. Heute scheint eine neue Ära anzubrechen, in der Frauen den Beruf des Brauens wieder für sich entdecken.

Wie geht es nach der Ausbildung weiter?

Nach Abschluss ihrer Ausbildung stehen jungen Brauern/innen und Mälzern/innen weltweit viele Möglichkeiten offen. Die deutsche Ausbildung genießt international einen hervorragenden Ruf, wodurch sie aus einer Vielzahl von Stellenangeboten in Brauereien auf der ganzen Welt sowie in der Zulieferindustrie wählen können. Nach der Ausbildung entscheiden sie meist basierend auf ihren Fähigkeiten, in welchem Bereich sie sich weiter spezialisieren möchten.