Bier der Fastenzeit – das Starkbier

Nach Fasching beginnt in Bayern die Starkbierzeit. Die jahrhundertealte Tradition war ursprünglich ein Mittel, um die Fastenzeit besser zu überstehen, weil „Flüssiges das Fasten nicht bricht“. Das Bier wurde besonders stark eingebraut und war daher sehr kalorienreich. Starkbier an sich ist also kein Bierstil, sondern die Bezeichnung für alle Biere mit einer Stammwürze von über 16 % und höherem Alkoholgehalt von mindestens 6,5 vol %. Als grobe Faustregeln gilt, je höher der Gehalt der Stammwürze ist, desto höher der Alkoholanteil und desto vollmundiger der Geschmack. Bei Starkbier ist die Maische also dickflüssiger, da nicht so viel Wasser hinzugegeben wird.

Für die Mönche diente das Starkbier in der Fastenzeit als flüssige Nahrung und machte die enthaltsame Zeit etwas erträglicher. Die Herstellung von Starkbieren in den Klöstern bedurfte jedoch einer gesonderten Genehmigung durch die kirchliche Obrigkeit. Auf dem langen Transport über die Alpen war das Bier nicht nur Erschütterungen, sondern auch der italienischen Sonne ausgesetzt. Bis zum Verkosten des Bieres war dieses bereits sauer und ungenießbar. Der Papst sah demnach keinerlei Verstoß gegen die Regeln des Fastens und erteilte die Braugenehmigung. Also braute man nahrhafte Fasten-Starkbiere ein, eine Tradition, die sich auch außerhalb der Klostermauern während der Fastenzeit bis heute großer Beliebtheit erfreut.

Obwohl heutzutage eher selten gefastet wird, wird im Frühjahr fleißig Starkbier ausgeschenkt. Zum Beispiel bei dem traditionellen Starkbieranstich auf dem Nockherberg in München. Hier gehört neben dem Genuss des frischen Bockbieres noch eine weitere Tradition: Bei dem Termin wird Politikern und anderer Prominenz beim sogenannten Derbleck‘n kabarettistisch der Spiegel vorgehalten. Die Starkbierzeit ist sozusagen Bayerns fünfte Jahreszeit – sie beginnt nach Aschermittwoch und endet an Ostern. Um den Josephitag am 19. März herum eröffnet die Starkbierzeit offiziell und anschließend folgt eine mehrwöchige Festzeit in den Brauhäusern. Während das Bockbier früher hauptsächlich für den Winter gebraut wurde, ist es heute auch möglich, ein Starkbier für das Frühjahr herzustellen. Das Maibock ist hierfür besonders beliebt und wird ausschließlich zwischen April und Juni verkauft.